EIN STILLER UND AUSDRUCKSSTARKER GEFÄHRTE Von diesem Jahr an wird die Raiffeisenbank Bo densee Leiblachtal von Ruben Aubrechts Arbeit Depot flankiert Der Installations und Medienkünstler Ruben Aubrecht 1980 der in Vorarlberg aufgewachsen ist und heute in Berlin lebt und arbeitet gibt mit seiner Arbeit Depot 2022 Einblicke in die Welt des Rohstoffhandels und der Informationsgesellschaft In vielen seiner international gezeigten Arbeiten macht er sichtbar inwiefern Digitalität unsere Leben prägt welche materiellen und technischen Grundlagen sie ermöglichen und inwiefern sie unser Ver halten und unsere Wahrnehmung beeinflusst Als Sieger der Ausschreibung für ein Kunst am Bau Projekt durfte Ruben Aubrecht seine jüngste Arbeit realisieren die von nun an für fünfzehn Jahre neben dem Eingang der Zent rale den Besucher innen begegnen wird Kunst im öffentlichen Raum und insbesondere Kunst am Bau erlaubt es den Kunstwerken in besonderer Weise in Verbindung mit der Welt zu treten Die Geschichte der Kunst am Bau ist so lang wie die Geschichte der Kunst selbst Man denke an die kunstvollen Verzierun gen griechischer und römischer Säulen an die opu lenten Ausstaffierungen barocker Kirchen und das kai serliche Hofzeremoniell der Donaumonarchie in Wien Kunst am Bau ist nie nur Dekor sondern stets ein ge sellschaftspolitischer Kommentar der Künstler innen der Auftraggeber innen und des Orts an dem sie wirkt Dass die Juror innen sich für die Arbeit Depot entschieden haben zeugt somit von der Bereitschaft Kunst als mehr zu denken als bloßen Gegenstand der Dekoration der Gebäudearchitektur Die zehn vertikalen mehrere Meter hohen und mitein ander verschraubten Kupferstreben die neben dem Eingang errichtet wurden offenbaren bei genauerer Be trachtung eine Vielzahl historischer und inhaltlicher Ver bindungen zur Bank als Knotenpunkt der Finanzwelt Die Geschichte des Kupfers als Informationsmedium reicht zurück zur Entstehung des Kupferstiches und der Ra dierung in der frühen Renaissance Als Bestandteil von Münzen ist Kupfergeld bis heute ein Wertspeicher Als Halbleiter und in elektronischen Geräten erlaubt das Me tall die digitale Nähe und den Austausch mit entfernten Freund innen Verwandten Ländern und Märkten In den Industrienationen noch wenig spürbar bildet das soge nannte Wohlstandsmetall als Grundlage der Elektromo bilität ein zunehmend rares Gut eine mitunter umkämpf te Ressource Gut erkennbar an den Streben sind die Abdrücke von Händen Kratzer und Verschmutzungen Es sind Spu ren der Bearbeitung die sichtbar werden lassen dass menschliche Arbeit auch dort stattgefunden hat wo der Arbeitsprozess selbst nicht mehr erkennbar ist Das unbehandelte Kupfer erlaubt durch seine empfindliche Oberfläche der Zeit und der Umwelt an der Arbeit De pot Spuren zu hinterlassen Sie zeugen von der Anwe senheit von Menschen den Umschwüngen des Wetters vielleicht bald von einer ersten Liebe in Form eines ein geritzten Herzens Die Arbeit besteht nicht nur aus dem sichtbaren instal lativen Teil vor dem Gebäude sondern beinhaltet zu sätzlich einen Vertrag Dieser enthält die Vereinbarung die Arbeit in 15 Jahren abzubauen und das Kupfer dann zu seinem tagesaktuellen Marktpreis zu verkaufen Da durch ist die Arbeit Depot nicht nur ein Kunstwerk son dern tatsächlich eine reale Wertanlage Ob die Bank in fünfzehn Jahren Gewinn machen und weiterleiten wird lässt sich nicht vorhersagen Der Be trag der im Anschluss an soziale Einrichtungen in der Region gespendet werden wird ist abhängig von Welt marktpreisen und Konjunktur Falls der Preis gestiegen sein wird hat das Kupfer seinen Wert erhöht und es wird somit eine Unterstützung der Organisationen ermöglicht Doch verweist der gestiegene Preis zugleich auch auf die weitere Verknappung der Ressource Das Resultat der Arbeit von Aubrecht bleibt offen und jedes Ergebnis spekulativ Somit kann Depot in den kommenden Jah ren immer wieder Anhaltspunkt für Gedankenspiele sein Und für die Frage inwiefern wir selbst unsere Gesell schaft und unsere Lebensstile weitaus enger verzahnt sind mit dem Rest der Welt als es im ersten Augenblick den Anschein hat Verfasst von Anne Zühlke MA Kuratorin im DOCK20 in Lustenau
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie
hier um zur Online-Version zu gelangen.